Sprachbildungskonzept der Schule am Marsbruch Teil A

Die Schule am Marsbruch beinhaltet eine sehr heterogene Schülerschaft. Viele Schüler*innen haben einen Migrationshintergrund (ausführlichere Informationen s. DaZ-Konzept), außerdem wird die Schülerschaft sowohl in den zieldifferenten Bildungsgängen Geistige Entwicklung und Lernen als auch in den zielgleichen Bildungsgängen (der Grundschule und Hauptschule) unterrichtet. Es gibt eine Vielzahl von Schüler*innen mit LRS/ Legasthenie, mit keiner oder unzureichender Lautsprache und mit geringen Kenntnissen der deutschen Sprache. Die Schüler*innen ohne oder mit unzureichender Lautsprache kommunizieren mit einer großen Bandbreite an körpereigenen, nicht-elektronischen und elektronischen Kommunikationsmethoden – mithilfe der Unterstützten Kommunikation/ UK (ausführlichere Informationen s. UK-Konzept). Was jedoch allen Schüler*innen gemeinsam ist – man kann nicht NICHT kommunizieren. Stimmungen, Bedürfnisse, Wünsche und Äußerungen bahnen sich auf verschiedene Arten, nonverbal oder verbal, ihren Weg, bedürfen aber auch einer intensiven und auf das Individuum abgestimmten Förderung. Diese Aspekte der Alltagssprache, aber auch die Bildungssprache, welche unter anderem im sprachsensiblen Fachunterricht vermittelt wird, erfahren an der Schule am Marsbruch eine breite Unterstützung durch die multiprofessionelle Zusammenarbeit von Lehrkräften, Therapeut*innen, Pflegekräften und Schulsozialarbeit.

Schulentwicklung

Das Leitbild der Schule am Marsbruch beinhaltet die Punkte „Lernen und Leben“ – „Förderung und Betreuung“ – „Erziehung und Vorbereitung“ – „Respekt“. Dabei stehen eine herzliche Willkommenskultur sowie eine offene, transparente, demokratische und interdisziplinäre Zusammenarbeit im Fokus. Individualisierung und Differenzierung werden im Schulleben genauso mitbedacht wie die Zusammenkunft und Zusammenarbeit. Einbezogen werden dabei alle Parteien – von den Schüler*innen und ihren Familien und/ oder Erziehungsberechtigten bis hin zum multiprofessionellen Team der Mitarbeiter*innen der Schule am Marsbruch. Diagnostik, Beratung und Evaluation tragen dabei stets zur Förderung der Schüler*innen, Weiterbildung der Mitarbeiter*innen und zur Schulentwicklung bei. Spezifische, auf die Schülerschaft zugeschnittene Konzepte, wie das der Unterstützten Kommunikation und der Intensivpädagogischen Förderung, tragen genauso zur erfolgreichen Erziehung und Bildung bei wie die weiteren, nicht förderschulspezifischen Konzepte – wie das Medienkonzept oder der Kompetenzrahmen Deutsch. Im Unterpunkt „Respekt“ wird explizit die kultur- und sprachsensible Kommunikation aufgeführt, welche im gesamten Schulalltag stets mitgedacht wird.

Personalentwicklung

An der Schule am Marsbruch stehen verschiedene personelle Ressourcen im Bereich Sprachbildung zur Verfügung:

  • Fachkonferenz Deutsch, Sprache und Kommunikation: Mitgliederliste - Schule am Marsbruch

  • Arbeitskreis Lehren und Lernen in der digitalen Welt, beinhaltet u. a. den Bereich der Kommunikation mit/ durch Medien: Mitgliederliste - Schule am Marsbruch

  • Arbeitskreis Basale Kompetenzen, beinhaltet u. a. den Bereich der basalen Kommunikation: Mitgliederliste - Schule am Marsbruch

  • Arbeitskreis Diagnostik: Mitgliederliste - Schule am Marsbruch

  • Leitung der Lehrerbücherei (L. Thieme)

  • Leitung der Schülerbücherei (S. Funke)

  • Therapieabteilung (Leitung der Ergo- und Physiotherapie K. Jürgens; Ansprechpartnerin der Logopädie an dieser Stelle K. Ziehlke)

  • Leitung der Pflege, beinhaltet den Bereich der Förderpflege & Kommunikation bei der Pflege (ehemals C. Hesse, übergangsweise R. Biermann, ab 01/25 xxx)

  • Schulsozialarbeit, beinhaltet die Kommunikation mit Schüler*innen und Erziehungsberechtigten (M. Cobanoglu)

Für die Leitung der Lehrer- und Schülerbücherei sowie die verschiedenen Aufgabenbereiche des Digitalteams und der Diagnostik gibt es Stundenentlastungen. Die Fachkonferenzen und Arbeitskreise treffen sich mindestens einmal pro Halbjahr, um an innerhalb der Fachkonferenzen sowie der Steuergruppe festgelegten Themen zu arbeiten, u. a. im Bereich der Sprachbildung.

Die Teamarbeit findet dementsprechend in Fachkonferenzen sowie Arbeitskreisen statt, aber auch im Rahmen der Gesamt- und Stufenkonferenzen, der schulinternen Lehrerfortbildungen (mindestens 2x jährlich), der Steuergruppe und der klasseninternen individuell festgelegten Teamsitzungen (letztere etwa einmal monatlich).

In freiwilligen, individuellen Fortbildungen sowie gemeinsamen schulinternen Lehrerfortbildungen werden die Kompetenzen des Personals vertieft und erweitert, im Bereich der Sprachbildung zuletzt insbesondere im Rahmen der Unterstützten Kommunikation und Deutsch als Zweit-/ Zielsprache (DaZ). Hierzu fand die KvDaZ-Fortbildung (Kernvokabular trifft DaZ) im September 2023 statt (nähere Informationen s. DaZ-Konzept).

Sprachbildende Lerngelegenheiten

Materialien zur Diagnostik im Bereich der Sprachbildung finden sich an der Schule am Marsbruch insbesondere als Bestandteile von Intelligenztests (Sprachverständnis, sprachliche Intelligenz), diese können teilweise auch sprachunabhängig durchgeführt werden und werden im Diagnostikraum aufbewahrt. Diagnostik findet an der Schule am Marsbruch besonders intensiv zur Einschulung im Rahmen des AO-SF (Ausbildungsordnung sonderpädagogische Förderung) Gutachtens statt, danach liegt es im Ermessen des multiprofessionellen Teams, weitere Diagnostik durchzuführen. Dies kann u. a. im Rahmen einer Änderung des Bildungsgangs sein aber auch z. B. der Unterrichtsvorbereitung dienen. Die Ergebnisse der Überprüfungen gestalten und modifizieren die Lehr- und Lernprozesse.

Die Lehrkräfte dienen im Unterricht als Sprachvorbilder. Sie stellen allgemein- und bildungssprachliche Mittel zur Verfügung und modellieren diese, dabei achten sie auf eine fach- und entwicklungsangemessene Sprache sowie den Einbezug sprachlicher Kompetenzen der Schüler*innen bezüglich Mehrsprachigkeit und anderer kultureller Hintergründe.

An der Schule am Marsbruch stehen insbesondere Rituale wie der tägliche Morgenkreis, Sprechanlässe wie das Erzählen vom Wochenende, innere und äußere Differenzierung, freie Lesezeiten sowie Wortschatzarbeit in der Unterstützten Kommunikation und im Bereich DaZ im Vordergrund. Im allgemeinen Unterricht, aber auch in Pausenzeiten, die z. B. in der Unterstufe in der Schülerbücherei verbracht werden können sowie in Arbeitsgemeinschaften wie der Radio-AG gibt es für die Schüler*innen viele sprachbildende Lerngelegenheiten. Diese werden ausführlicher im Kapitel „Lerngelegenheiten – Informationen der Fachkreise“ erläutert.

Dazu stehen der Schülerschaft diverse analoge und digitale Materialien und Medien zur Verfügung. Bezüglich der digitalen Versorgung können alle Schüler*innen mit einem iPad (inkl. Stift und Tastatur) ausgestattet werden, weitere iPads stehen als Pool iPads mit einer erweiterten Ausstattung zur Ausleihe bereit, in den Klassenräumen befinden sich Deckenbeamer und herausfahrbare Leinwände, außerdem können mehrere mobile digitale Tafeln ausgeliehen werden. Mithilfe dieser Ausstattung können Tools wie LeOn (LesenOnline) und Onilo der Bildungsmediathek NRW gewinnbringend genutzt werden, z. B. im Rahmen der „3x20 Minuten“ Lesezeiten. Weiterhin befinden sich in der Lehrer- sowie der Schülerbücherei viele analoge Materialien zur Ausleihe – u. a. interkulturelle Kinder- und Jugendliteratur und die Kreativ Sprachboxen von Betzold (Lehrerbücherei). In der Lehrerbücherei stehen zudem Lehrwerke von verschiedenen Verlagen zur Ansicht zur Verfügung, da jede Klasse sehr individuell ist und die Lehrkräfte auf unterschiedliche Lehrwerke zurückgreifen müssen.

Weiterführende Informationen finden sich im Kapitel "Sprachbildende Lerngelegenheiten - Informationen der Fachkreise".

Sprachsensible Schulkultur

Sprachbildung und Mehrsprachigkeit spielen aufgrund der hohen Zahlen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im schulischen Miteinander eine große Rolle. Das zeigt sich unter anderem an den interreligiösen Feiern, welche die ehemaligen Gottesdiente abgelöst haben. Im Schulalltag wird darauf geachtet, wichtige Elternbriefe auch in anderen Sprachen herauszugeben und bei Bedarf Dolmetscher*innen heranzuziehen. Herkunftssprachlicher sowie DaZ-Unterricht können an der Schule am Marsbruch leider aus Gründen der fehlenden personellen Ressourcen zum jetzigen Zeitpunkt nicht verwirklicht werden.

Einbeziehung der Erziehungsberechtigten

In der Kommunikation mit Erziehungsberechtigten spielen an der Schule am Marsbruch die Mitteilungshefte eine große Rolle. In diesen werden wichtige Mitteilungen von der Schule an die Erziehungsberechtigten und umgekehrt vermerkt, aufgrund der Schriftlichkeit können die Erziehungsberechtigten die Nachrichten zu Hause ggf. in einen Übersetzer eingeben. Wichtige zentrale Elternbriefe werden in verschiedenen Sprachen herausgegeben. Regelmäßige Elterncafés bieten die Möglichkeit des Austauschs der Erziehungsberechtigten untereinander.

Kooperationspartner

Einzelne Schülergruppen/ Klassen nehmen je nach ihren individuellen Voraussetzungen an Aktionen wie den Inklusiven Schulkinowochen teil, besuchen die Stadtbücherei, das Dortmunder U oder das Kindermuseum MondoMio im Westfalenpark. Weitere Kooperationspartner im Rahmen der Sprachbildungsarbeit sind in Planung.

Überprüfung der Wirksamkeit/ Evaluation

Im Schuljahr 2023/24 stand das KvDaZ-Konzept auf der Agenda des Schulentwicklungstableaus. Im Rahmen des Sprachbildungs- sowie des DaZ-Konzepts wurde eine schulinterne Lehrerfortbildung zu diesem im September 2023 durchgeführt, die Auswertung und Materialsicherung erfolgte bis zu den Sommerferien 2024 in den „DaZ-Gruppen auf Probe“ durch Henrike Baumann, die montags und donnerstags in der 5. Stunde stattfanden. Die Materialien zum KvDaZ-Konzept sowie weitere Materialien zu Deutsch als Zweit-/ Zielsprache stehen in der Lehrerbücherei zur Ausleihe zur Verfügung.

Sprachbildende Lerngelegenheiten – Informationen der Fachkreise

Sprachsensibler und -bildender Fachunterricht (L. Thieme)

Der Unterricht an der Schule am Marsbruch orientiert sich in allen Fächern an dem Orientierungsrahmen für Unterrichtsbeobachtungen mit dem Fokus Sprachbildung von der Bezirksregierung (Orientierungsrahmen Sprachbildung_Bezirksregierung.pdf). In Anlehnung an Merkmal 4 „Bildungssprache und sprachsensible Unterrichtsgestaltung“ des Unterrichtsbeobachtungsbogens der QA NRW (https://www.schulministerium.nrw/system/files/m…paktversion.pdf) agieren die Lehrkräfte sprachsensibel als bewusste Sprachvorbilder für die Lernenden, bieten in ihrem Unterricht vielfältige Möglichkeiten zur sprachlichen Unterstützung des fachlichen Lernens an und bereiten die im Unterricht eingesetzten Materialien sprachsensibel auf.

Dabei ist durch die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler an der Schule am Marsbruch besonders hervorzuheben, dass im Unterricht stets auf die Verwendung von Leichter Sprache, die visuelle Aufbereitung (insbesondere durch Metacom Symbole von Annette Kitzinger), alltagsrelevante Themen, die Schaffung von Gesprächssituationen und das Modeln, u. a. bei der Verwendung kommunikationsunterstützender Hilfsmittel, geachtet wird. Lob sowie diskriminierungsfreie Sprache stellen wichtige Bausteine des Unterrichts dar, wobei letztere auch stark in den Fokus bei schulspezifischen Unterrichtsthemen rückt, wie der individuellen Behinderungsverarbeitung.

Sofern Mehrwortäußerungen in den Kompetenzen der jeweiligen Schüler*innen liegen, wird auf die Verwendung ganzer Sätze geachtet, ansonsten wird versucht, Einwortäußerungen zu Mehrwortäußerungen auszubauen. Der Fokus für die überwiegende Mehrheit der Schülerinnen und Schüler an der Schule am Marsbruch liegt aufgrund der mehrheitlich vorhandenen kognitiven Beeinträchtigungen auf der Alltagssprache, dennoch wird Bildungs- und Fachsprache soweit möglich immer angebahnt und ausgebaut und ist zum Teil auch auf den Kommunikationshilfen verfügbar oder kann mit dem vorhandenen Vokabular umschrieben werden.

Wiederkehrende Sprachmuster sowie eine deutliche Aussprache und begleitende Gebärden erleichtern den Schülerinnen und Schülern das Verständnis der Unterrichtsinhalte. Mehrsprachigkeit wird einbezogen und wertgeschätzt, u. a. durch das (Vor)Lesen mehrsprachiger (Bilder)Bücher in der Lesezeit und das gemeinsame Zählen auf verschiedenen Sprachen.

Sprachbildung im Deutschunterricht (J. Hörmeyer)

An der Schule am Marsbruch wird im Unterrichtsfach Deutsch die Erweiterung der sprachlichen Fähigkeiten jedes einzelnen Kindes und Jugendlichen so umfassend wie möglich gefördert. Die Schüler*innen können ihre Sprachkompetenz in Bezug auf die alltägliche Verständigung (Sprechen und Zuhören) und in den Bereichen Lesen und Schreiben ihren individuellen Möglichkeiten entsprechend mit festen Übungszeiten erweitern und Freude am Umgang mit Sprache empfinden. Leitidee des Deutschunterrichts ist die Entwicklung einer Erzähl- und Gesprächskultur und einer Lese- und Schreibkultur.

Im Schulalltag gibt es in den Klassen täglich ritualisierte Kommunikationsanlässe wie beispielsweise den Morgenkreis (Berichte von Erlebnissen, Anwesenheitsliste u. a.), in denen alle Schüler*innen sich kommunikativ einbringen können. Es gibt aber auch immer wieder neue, interessante Situationen und Aktionen, in denen die Kinder und Jugendlichen im sozialen Miteinander zunächst ihre Alltagssprache erweitern und - wenn individuell möglich - eine komplexere Bildungssprache erlernen können.

Neben dem Deutschunterricht im Klassenverband, der teils auch fächerübergreifend unterrichtet wird, gibt es in allen Stufen klassenübergreifende, homogenere Deutschgruppen. So wird der großen Heterogenität, den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen und den verschiedenen Bildungsgängen entsprochen und die individuelle Sprachbildung besser unterstützt. Die kleinen Gruppen bieten Raum für mehr sprachliche Aktivität der Schüler*innen.

So gibt es in der Unter-, Mittel- und Abschluss-Stufe zum Beispiel Talker-/UK-Gruppen, um die vielen Schüler*innen mit einer unzureichenden oder fehlenden Lautsprache mit ihren verschiedenen Hilfsmitteln der Unterstützten Kommunikation besser fördern zu können (siehe UK-Konzept). Hier wird auf ein multimodales Kommunikationsangebot bestehend aus dem Einsatz von Metacom-Bildkarten, Kommunikationstafeln, Gebärden oder unterschiedlichen elektronischen Hilfsmitteln wie BickMack, Step-by-Step, Go-Talk oder Talkern Wert gelegt, damit die Schüler*innen mit unterschiedlichen motorischen und kognitiven Voraussetzungen ihre Bedürfnisse und Gedanken besser ausdrücken können. Durch den Erwerb von mehr Kern- und Randvokabular mit Hilfe des Konzepts der Fokuswörter (Sachse, 2019) und dem flexibleren Einsatz des Wortschatzes erweitert sich die Sprachkompetenz und die Möglichkeit der Teilhabe enorm. Zusätzlich besteht für diese Kinder und Jugendlichen hier die Möglichkeit, gemeinsame schriftsprachbezogene Aktivitäten zu erleben.

Für den hohen Anteil an Schüler*innen mit komplexer Behinderung bzw. intensivpädagogischem Förderbedarf wurden regelmäßige Angebote des Basalen Theaters eingerichtet in denen die Kinder und Jugendlichen Freude an basalen Aktionsgeschichten und an literarischen Texten wie beispielsweise Bilderbüchern, Gedichten und Jugendbüchern entwickeln können (siehe IPF-Konzept).

Bedeutsam für den Deutschunterricht und die unterrichtsimmanente Sprachbildung unter Berücksichtigung der Besonderheiten der Schülerschaft der Schule am Marsbruch sind außerdem die Verwendung des erweiterten Lese- und Schreibbegriffs, des Konzepts der Leichten Sprache, der Gebärden von SIGNdigital, der Metacom-Symbole und der Lautgebärden des Persen Verlags. Gerade für Schüler*innen mit Migrationshintergrund und unterstützt kommunizierende Schüler*innen spielt das Konzept der Fokuswörter (Sachse, 2019) für den Wortschatzaufbau eine wichtige Rolle. So werden wöchentlich oder monatlich fünf Wörter des Zielvokabulars der Kommunikationstafeln in den Fokus gerückt und gelernt, indem lautsprachbegleitend parallel die passenden Klett-Metacomsymbole genutzt werden. Dies kann auch noch zusätzlich durch den Einsatz der passenden lautsprachbegleitenden Gebärden oder durch das Präsentieren der Vokabeln mittels Ikonen-Wortkarten (Schreiben mit Ikonen) unterstützt werden.

Durch den handlungsorientierten Umgang mit literarischen Texten wie beispielsweise Bilder-, Kinder- und Jugendbüchern und das Verfassen eigener Texte (z. B. Ich-Buch) werden Schüler*innen dazu angeregt, ihren Wortschatz zu erweitern, grammatikalische Strukturen zu festigen und ihre Ausdrucksfähigkeit zu verbessern. Für das Arbeiten an einem literarischen Text werden die Materialien für die unterschiedlichen Sprachniveaus der Schüler*innen differenziert (z. B. durch Leichte Sprache, komplexere Satzstrukturen, unterschiedlich gegliederte Texte, Metacom-Bilder, Talker-Ikonen), so dass alle Schüler*innen mit Freude und Kreativität dabei sind.

Durch das Hören von Hörbüchern, Musik oder Sprachaufnahmen und das Sehen von Filmen können Schüler*innen ihre auditive Wahrnehmung schulen und ihr Hör- und Sprachverständnis verbessern. Mit Rollenspielen, Diskussionen oder Präsentationen trainieren die Kinder und Jugendlichen ihre kommunikativen Fähigkeiten bzw. ihre mündliche Ausdrucksfähigkeit und lernen, sich zunehmend verständlich auszudrücken.

Sprachbildende Projekte/ AGs (A. Hinrichs)

Hier ist neben diversen klasseninternen Projekten als klassenübergreifende AG insbesondere die Radio-AG hervorzuheben. Die Radio-AG an der Schule am Marsbruch bietet Schülerinnen und Schülern die einzigartige Möglichkeit, ihre kreativen Ideen in einer eigenen Radiosendung umzusetzen. Besonders im Zusammenhang mit dem Deutschunterricht profitieren alle – egal, ob sprachlich stark oder noch unsicher.

Beim Erstellen der Sendungen üben die Schülerinnen das Verfassen von Texten zu Themen ihrer Wahl, das richtige Sprechen und das Formulieren von Gedanken. Durch das gemeinsame Arbeiten in der AG entwickeln sie Teamfähigkeit, verbessern ihr Ausdrucksvermögen und lernen gleichzeitig, unterschiedliche Begabungen bezüglich sowohl sprachlicher als auch technischer Fähigkeiten wertzuschätzen und zu nutzen. Das Beste daran: Ihre Radiosendung bekommt im Bürgerradio DO 91.2 einen Sendeplatz und wird ausgestrahlt, was für echten Stolz sorgt und die Motivation deutlich steigert. Das Gefühl, auf Sendung zu sein und an der Sendung mitgewirkt zu haben, begeistert und stärkt das Selbstbewusstsein aller Schülerinnen und Schüler.

Deutsch als Zweit-/ Zielsprache (H. Baumann)

Die Förderung der Sprachbildung bei Schüler*innen mit Migrationshintergrund und neu zugewanderten Schüler*innen findet primär unterrichtsimmanent im Klassenverband statt. Zusätzlich wurden im Schuljahr 2023/24 acht Schüler*innen in einem Pilotprojekt in zwei Kleingruppen gezielt gefördert. Dabei wurde der Fokus auf den Erwerb von alltagssprachlichen Fähigkeiten gelegt, damit die Schüler*innen sich darauf aufbauend die Bildungssprache erschließen können.

Zu Beginn einer jeden Unterrichtsstunde wurde eine (Vor-)Lesesituationen zu einem bestimmten Thema angeboten, über das sich die SuS im Anschluss austauschten. Dazu wurden ca. 5 Fokuswörter für das jeweilige Thema ausgewählt, welche die Schüler*innen am Ende einer Unterrichtseinheit in ihren aktiven Sprachgebrauch übernommen haben sollten. Die Kommunikation wurde in den Gesprächsrunden und im weiteren Verlauf der Unterrichtsstunden mit Symbolen der Unterstützen Kommunikation, Gebärden und Schriftsprache unterstützt. Hierbei wurde die Methode der Wörterwand aus dem KvDaZ-Konzept (Kernvokabular trifft Deutsch als Zweitsprache) angewendet.

Die Themen wurden einerseits aus der Ich-Buch-Vorlage ‚Deutsch als Zweitsprache’ und andererseits aus der KvDaZ-Box ausgewählt. Nach einer einführenden Gesprächsrunde vertieften die Schüler*innen den neuen Wortschatz, indem sie zum einen ihre Ich-Buch-Seiten zum Thema der Stunde ausfüllen und präsentierten. Zum anderen arbeiteten sie an individuell ausgewählten Aufgaben, um den Wortschatz und teilweise auch grammatikalische Strukturen weiter zu vertiefen und anzuwenden. Dazu wurden unter anderem Lern-Apps wie „Sag es auf Deutsch“ oder die „Anton-App“ und Materialien, die mit dem Bookii-Stift genutzt werden können, hinzugezogen. Zur Festigung des Gelernten erhielten die Schüler*innen Hausaufgaben.

Aufgrund mangelnder personeller Ressourcen konnte das DaZ-Projekt im Schuljahr 2024/25 nicht fortgeführt werden, die Evaluation steht noch aus.

Unterstützte Kommunikation und Sprachbildung (A. Hinrichs)

Die Schülerinnen und Schüler brauchen vielfältige Gelegenheiten und Unterstützung, Sprache zu lernen und im Unterricht und Alltag anzuwenden. Dies gilt besonders für Kinder und Jugendliche ohne eigene, für alle verständliche Lautsprache. Das kann sowohl die Möglichkeiten der mündlichen als auch der schriftlichen Kommunikation betreffen. Förderung im Rahmen der Unterstützten Kommunikation bietet hier vielfältige Lerngelegenheiten zur Sprachbildung. In der Schule am Marsbruch werden alternative Kommunikationsformen genutzt für…

A den sprachlichen Input

• einheitliche Gebärden (Sign Digital) (Lehrkräfte, Therapie und Lernende haben Zugang)

• einheitliche Handzeichen für Laute/ Buchstaben

• einheitliche Symbole: Metacom Symbole von Annette Kitzinger (Lehrkräfte und Therapie haben Zugang)

• verschiedene technische Kommunikationshilfen mit Sprachausgabe:

a) zur Kommunikationsanbahnung: StepbySteps u.ä.

b) einfache Kommunikationshilfen (KH) mit Auswahlmöglichkeit: GoTalk; GoTalk- Now u.ä.

c) komplexe KH mit Wortschatzprogrammen (diese unterscheiden sich nach Umfang des Wortschatzes, Grammatikfunktionen, Schriftzugang usw.). Damit können die Lernenden im Spracherwerb komplexer Sätze und Strukturen unterstützt werden. In der Schule am Marsbruch sind es vorwiegend die Programme: Quasselkiste 60 (QK), Wortstrategie 84, aber auch TD Snap oder Metatalk-App.

B den sprachlichen Output

Wie kann die Unterstützung der Lernenden hinsichtlich ihrer Kommunikations-erfahrungen und -entwicklung aussehen?

Im Unterricht und im Alltag werden vielfältige Gelegenheiten benötigt, um die alternativen Kommunikationsformen einzusetzen. Das heißt, alle Bezugspersonen …

• wissen, welche Formen (individuell) möglich sind

o körpereigene Formen (Mimik, Gestik, Gebärden),

o nicht-technische Formen (Metacom-Symbole auf Karten, Tafeln, Mappen)

o technische Kommunikationshilfsmittel [KH] (Step by Steps, einfache KH mit Auswahl oder komplexe KH mit Wortschatzprogrammen s.o.

• können die kommunikativen Kompetenzen der Lernenden einschätzen

o nach Kommunikationsfunktionen: hilfreich ist dabei der Bogen nach Weid-Goldschmidt und das Leber-Plakat oder

o festgehaltene Kompetenzen im Förderplan nachlesen

• haben Grundkenntnisse zur Kommunikation mit Menschen, die alternative Formen nutzen

o kennen Partner-Strategien oder sind darin eingewiesen (mehr Infos z.B. https://www.lebenshilfekoeln.de/wLayout/wGloba…-Workshop-6.pdf)

• können ein Gespräch mit „UK-Nutzende umsetzen und kennen hilfreiche Tricks

• können die Umgebung und Hilfsmittel der Lernenden gezielt vorbereiten und strukturieren

• können in der Interaktion die Lernenden mit ihrem Hilfsmittel unterstützen und kennen hilfreiche technische Tricks

o Konzept Plauderplan

o Das kleine „Nichts“

o Fokuswörter (Kern- und Randvokabular)

o Gebärden anwenden

o Sign digital nutzen

o Modelling für Wortschatzprogramme

o Kennenlernen des Vokabulars und Wissen, wie man die Wörter finden und erinnern kann

o Schreiben mit Ikonen (Hilfe zum Erstellen von Arbeitsblättern)

o Satzstrukturen kennen und erweitern

o Kennenlernen der grammatischen Funktionen

o Notizbuchfunktion (Erzählen von …, etwas präsentieren…)

o Wortvorhersage nutzen

o Möglichkeiten zum Einsatz von Schrift kennen und üben

 Tastatur mit Groß- und Kleinbuchstaben;

 phonetische Aussprache vs. Nennen der Buchstabennamen;

 Silbenangebot,

 Wortvorhersage nutzen,

 Schrifteingabe am PC mit dem Talker

 Nutzen von Satzzeichen

• kennen die Schulstandards in Bezug auf das Hilfsmittel

o Festlegung der Ebenen (Step by Step)

o Vokabular-Anpassung bzw.-Ergänzungen und Individualisierung (QK-Programme) durch Floskeln, „über mich“ oder/und spez. individuelles Vokabular

o Vokabular-Erweiterung (bei QK 60) nach vorgefertigter Schulliste

• bilden sich regelmäßig fort

• nutzen die Angebote von Einweisungen in Hilfsmittel

• kennen die Möglichkeiten der individuellen Beratung durch das UK-Beratungsteam der Schule und nutzen diese

Sprachbildung in der Intensivpädagogischen Förderung

Das ausführliche Paper zum Thema "Basale Kompetenzen", was auch den inhaltlichen Schwerpunkt Kommunikation beinhalten wird, ist noch nicht fertig gestellt. Es wird in diesem Schuljahr 2024/25 von dem Arbeitskreis "Basale Kompetenzen" bearbeitet. Nach Fertigstellung des Papers werden ggfs. noch ergänzende Punkte zur Sprachbildung aus diesem Kreis entstehen.

Altersintegrierte Sprachbildung in der Förderpflege (C. Hesse)

In der Pflege wird auf handlungsbegleitendes Sprechen in einfacher Sprache mit den möglichst gleichen Abläufen geachtet. Den Schüler*innen wird so ein sprachliches Modell angeboten, was die Entwicklung von Wortschatz und Satzbau unterstützt (z. B. beim Pflegen und Umziehen). Die Schüler*innen werden außerdem häufig mit ihren Namen angesprochen.

Vor, während und nach jeder Handlung wird diese sprachlich erläutert, dies gilt auch für die kinästhetischen Handlungen im Rahmen der Pflege (Umlagern, z. B. vom Rollstuhl auf die Pflegeliege und zurück). Dabei wird insbesondere auch darauf geachtet, auf Eigeninitiative der Schüler*innen zu warten und die (non)verbalen Signale zu deuten und Impulse zur Aktivierung der Schüler*innen zu setzen.

Auch beim Essen anreichen werden die Handlungen sprachlich in einfacher Sprache begleitet. Vor dem Essen wird den Schüler*innen erläutert, was es zum Essen gibt und die (non)verbalen Signale bezüglich der Essensauswahl der Schüler*innen werden berücksichtigt. Beim Essen anreichen wird kontinuierlich erläutert, welches Essen gerade angereicht wird und wann der Mund von Essensresten gereinigt wird.

Diagnostik und Sprachbildung (J. Hallermann)

Die Sprachkompetenz spielt im Rahmen der Intelligenzdiagnostik eine große Rolle bezüglich der Testauswahl. So kann die KABC-II in drei Varianten durchgeführt werden:

a) sprachfrei (bzw. spracharm),

b) sprachbasiert, aber ohne kulturgebundenes Wissen (bzw. kristalline Intelligenz)

c) sprachbasiert unter Einschluss kulturgebundenen Wissens. Diese Variante erlaubt eine gewisse Einschätzung des vorhandenen Wortschatzes.

Die Auswahl orientiert sich an den Fähigkeiten und bisherigen Lerngelegenheiten des Kindes. Testfairness ist hier ein wichtiges Gütekriterium.

An der Schule liegen keine expliziten Sprachentwicklungs-/Artikulations-/...-Tests vor. Bei Fragestellungen aus diesen Bereichen kann die Expertise der Logopädinnen oder KollegInnen mit dem Förderschwerpunkt Sprache und Kommunikation hinzugezogen werden.

Sprachbildung in der Schulsozialarbeit (M. Cobanoglu)

Im Rahmen der Schulsozialarbeit werden in Einzel- sowie Gruppensettings pragmatische Fähigkeiten anlassbezogen gefestigt. Die Schülerinnen und Schüler beschreiben soziale Situationen aus ihrem Alltag und interpretieren diese. Ebenso werden Gefühle in unterschiedlicher Differenzierung ausgedrückt und Bedürfnisse beschrieben, aus denen dann Aufforderungen an das soziale Umfeld gestellt werden können. Insbesondere Letzteres kann in Einzelgesprächen vertieft werden, um verschiedene Alternativen, passend zu den individuellen Möglichkeiten, als Impuls zu erarbeiten.

Therapie und Sprachbildung (S. Ziehlke, K. Jürgens)

Sprachtherapie (S. Ziehlke)

Sprachtherapie und Sprachbildung spielen an der Schule am Marsbruch eine wesentliche Rolle. Die systematische Unterstützung und Begleitung einer physiologischen Sprachentwicklung bzw. einer alternativen Kommunikationsfähigkeit stehen dabei im Vordergrund. Kinder lernen Sprache am besten im persönlichen Miteinander. Folgende beispielhafte Inhalte bilden im therapeutischen Dialog ein Fundament für Sprache und ermöglichen Sprechanlässe, die zur Kommunikation beitragen.

• Mundmotorik: Die orofaziale Stimulation und Bewegungsförderung dient als Grundlage artikulatorischer Fähigkeiten

• Hörspiele: Die „Ohren fit machen“, gezieltes Hören als Basis für das Sprachverständnis und für eine selbständige Sprachproduktion

• Spiele zur Sprechanregung: z.B. Bildergeschichten erzählen, Bilderbücher anschauen, vorlesen, singen, klatschen, Fingerspiele, Phantasiespiele, Regelspiele, …

• Unterstützte Kommunikation: Vielen Kindern ist es nicht möglich, eigenständig zu kommunizieren. Mit Hilfe eines Talkers entstehen Alternativen, um in den Dialog zu gehen. So können sehr individuelle Sprechanlässe geschaffen werden. Diese reichen von der Vermittlung einfacher, grundlegender Bedürfnisse bis hin zu komplexeren Satzstrukturen

„Sprachtherapie schafft in jedem Fall einen Dialog zwischen dir und mir!“

Ergo- und Physiotherapie (K. Jürgens)

Die Behandlung der beiden Fachbereiche Ergotherapie und Physiotherapie an der Schule am Marsbruch umfasst verschiedene Ansätze der Förderung von Sprach- und Stimmbildung. Der Bereich der Sprache / Sprachbildung ist immer ein natürlicher Bestandteil der Therapie.

Einige Beispiele aus dem Bereich der Physiotherapie:

- Grundvoraussetzungen schaffen durch eine Förderung der Haltungskontrolle insbesondere im Kopf- und Rumpfbereich

- Durch gezieltes Atem- und Stimmtraining wird die Stimmproduktion angeregt

- Durch muskuläre Übungen eine Verbesserung der Muskelfunktionen im Bereich des Kehlkopfes und der Zunge

- Entspannungsübungen, um eine gute muskuläre Grundspannung anzubahnen, um Stimme zu bilden

Einige Beispiele aus dem Bereich der Ergotherapie:

- Umfeld Gestaltung insbesondere der Therapieräume mit Symbolen und Kommunikationstafeln

- Im Kontext der (Unterstützten) Kommunikation das Einsetzen von Lauten, Gesten, Gebärden, Symbolen etc.

- Spielerische Förderung von Sprache, um die Leichtigkeit des Themas zu vermitteln „Sprache macht Spaß“

- Interdisziplinäre Beratung der verschiedenen technischen Möglichkeiten