Broschüre des Arbeitskreises Abschied und Erinnerung

Vorwort

Liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Erziehungsberechtigte,
liebe Lehrkräfte,


mit dieser Informationsbroschüre möchten wir das Konzept des Arbeitskreises „Abschied und Erinnerung“ der Schule am Marsbruch vorstellen. Bei Fragen können Sie sich gerne bei unserem Arbeitskreis melden.

Ansprechpartnerinnen sind Claudia Rotter und Selina Kieltsch.

Ausgangslage

Gerade an der Förderschulform für körperliche und motorische Entwicklung gibt es häufiger als an anderen Schulen die Situation, Schülerinnen und Schüler mit lebensverkürzenden Beeinträchtigungen zu begleiten oder mit dem Tod eines Kindes konfrontiert zu sein. Daher ist es wichtig, einen dauerhaften Ort des Erinnerns an die Verstorbenen zu schaffen und sich als Schule mit diesem Bereich intensiver zu beschäftigen. Diese Erinnerungs- und Trauerkultur zu etablieren und zu gestalten ist die Aufgabe des Arbeitskreises „Abschied und Erinnerung“.

Maßnahmen zur Zielerreichung/Prozess

Mit viel Engagement und Spenden entstand der Erinnerungsort: Die individuellen Erinne-rungswürfel wurden von den Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern der Klassen gestaltet, die die Verstorbenen besuchten. In einer feierlichen Stunde wurde dieser Ort vorgestellt und ist seither ein wichtiger Bestandteil des Schullebens. In der Auseinan-dersetzung mit dem Thema wurde deutlich, dass der Umgang mit Sterben, Tod und Erin-nern in der Schule bedeuten kann, Betroffenen als Ansprechperson zur Verfügung zu stehen und im Abschiedsprozess zu begleiten, Kolleginnen und Kollegen sowie Eltern in Fragen der Trauer und/oder Trauerverarbeitung zu beraten und zu begleiten, aber auch eigene Grenzen wahrzunehmen und ggf. Beratung und Beistand von anderen zu suchen.


Aufgrund umfangreicher Umbauarbeiten in der Schule am Marsbruch musste der ursprüngliche Erinnerungsort aufgelöst werden. Die Erinnerungswürfel bleiben aber weiterhin wichtiger Bestandteil des Trauerrituals. Im Eingangsbereich der Halle 2 der Schule am Marsbruch findet sich eine durch den Arbeitskreis gestaltete Glasvitrine. Nach dem Versterben eines Mitgliedes der Schule am Marsbruch wird der gestaltete Erinnerungswürfel für eine begrenzte Zeit in der Vitrine aufgestellt. Ein Foto des Erinnerungswürfels wird mit in das Erinnerungsbuch aufgenommen.


Inmitten des Schullebens wird den Verstorbenen dauerhaft mit einem Erinnerungs-Stern gedacht. Der Schulhof ist seit dem zweiten Halbjahr des Schuljahres 2021/22 mit Sternen geschmückt, die als Windspiele in einem Baum befestigt sind. Die Namen der ab dem Schuljahr 2020/2021 Verstorbenen werden jeweils auf einen Stern graviert, welcher ebenfalls einen Platz in dem Erinnerungsbaum findet.

Um dies zu unterstützen, wurden u.a. folgende Maßnahmen durchgeführt:


Es entstand eine Büchersammlung mit Kinder-und Jugendbüchern, Fachliteratur für Lehrkräfte und Eltern sowie ein Ordner mit Informationen über Einrichtungen mit Angeboten für lebensverkürzt erkrankte Kinder und Jugendliche (Standort: Lehrer:innenbücherei). Unterrichtsmaterialien und –Medien zur Auseinandersetzung mit dem Tod als Teil des Lebens zum Einsatz sowohl bei einem Todesfall als auch ohne aktuellen Anlass wurden gesammelt. Ein für Lehrerinnen und Lehrer hilfreicher Leitfaden wurde entwickelt und Kooperationen mit ambulanten Kinderhospizdiensten im Einzugsbereich der Schule sowie stationären Einrichtungen installiert. Darüber hinaus fanden neben Besuchen des Kinder- und Jugendhospizes Olpe u.a. mit Unterstützung der Hospizakademie Fortbildungen im Hause statt. Gute Kooperationen gibt es jetzt auch mit dem ambulanten Hospizdienst der Malteser für Dortmund und Unna sowie dem Deutschen Kinderhospizdienst (Kornelia Weber).


Wichtig war auch die Entwicklung und Umsetzung eines Trauerrituals in der Schule mit der Erstellung eines Materialkoffers für die Aufarbeitung der Akutsituation in den Klassen. Nicht zuletzt ist auch die Zusammenarbeit mit dem Pfarrer der ortsansässigen katholischen Ewaldi-Gemeinde ebenso bedeutsam wie der Kontakt zu dem Diplomtheologen Mehmet Soyhun für islamische Theologie (Beauftragter für religiöse und interkulturelle Zusammenarbeit) und Mitgliedern des Vereins BeMig–Verein zur Förderung behinderter Migranten e.V.

Ergebnisse

Dauerhaft und unterrichtsbegleitend wurde installiert:

Leitlinien für die Elternarbeit

Der Schulbesuch eines Kindes mit einer progredienten Erkrankung stellt eine besondere Herausforderung für die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule dar. Diese Zusammenarbeit und der Umgang mit den Eltern progredient erkrankter oder vom Sterben bedrohter Kinder sind geprägt von gegenseitigem Respekt und einem vertrauensvollen Verhältnis.

Dazu bedarf es einer Reihe von Voraussetzungen:

• Die Lehrerinnen und Lehrer, die in Klassen mit progredient erkrankten Kindern unterrichten, sollten Unterstützungsmöglichkeiten für die Eltern (z.B. Hospizdienste,

Fachkliniken, -ärzte, Ansprechpartner auf Elternseite etc.) kennen und bei Bedarf anbieten. Ebenso kann auf das Fachwissen des Arbeitskreises „Abschied und Erinnerung“ zurückgegriffen werden.

• Es sollten auch außerhalb der Elternsprechtagzeiten Gelegenheiten zum Austausch angeboten werden, denn ein wechselseitiger offener Informationsaustausch unterstützt die ganzheitliche Förderung des Kindes.

• Bei Unstimmigkeiten hinsichtlich der Information des Kindes zu seiner Behinderung sollten sich Eltern und Lehrkräfte ihrer Verantwortung für das Kind bewusst sein und

sich in besonderem Maße bemühen, einen Konsens zu finden.

• Eltern und Lehrpersonen sollten ihre persönlichen Möglichkeiten und Grenzen in Bezug auf Umfang und Ausmaß des Kontaktes achten und akzeptieren. Aussagen

zur Entwicklung des Kindes sollten vorsichtig und individuell formuliert werden.

• Die Eltern sollten sich frei und verstanden fühlen beim Äußern ihrer religiösen bzw. weltanschaulichen Vorstellungen.

• Die Lehrerinnen und Lehrer sollten ihre Positionen nicht verleugnen, aber äußerst behutsam äußern.



Trauerkoffer

Der gestaltete Koffer ist gefüllt mit Materialien zur ersten Aufarbeitung eines Trauerfalls in den Klassen. Eine mit den Materialien gestaltete Mitte bietet Anlass für Gespräche über den verstorbenen Mitschüler oder die eigenen Gefühle. Eine Erinnerungsecke in der Klasse kann spontan mit dem angebotenen Material eingerichtet werden. Der Koffer befindet sich im Diagnostikraum.


Materialfundus

Es wurden zwei Boxen mit verschiedenen Verbrauchsmaterialien bestückt. Die betroffenen Klassen können diese zur kreativen Trauerverarbeitung ausleihen und nutzen. Die Boxen befinden sich im Diagnostikraum.



Trauerritual

Die Gestaltung eines Trauerrituals entwickelte sich aus den Fragestellungen:


Wie wird unter Einhaltung der Datenschutzbestimmungen die Schulgemeinschaft über den Tod eines Mitglieds informiert?

Die Mitarbeitenden des Arbeitskreises bestücken alsbald nach Bekanntwerden des Todesfalles einen Erinnerungstisch in der Halle 2 der Schule mit einem Bild, frischen Blumen und, wenn gewünscht, einem Foto des/der Verstorbenen. Diese erste Erinnerung verbleibt bis zur Bestattung, danach gestaltet die betroffene Klasse den Erinnerungswürfel, der für eine begrenzte Zeit in der Vitrine aufgestellt wird. Es findet eine kleine Gedenkfeier, meistens innerhalb der Klasse statt.




Wie bewahren wir ein dauerhaftes Andenken?

Die Klasse gestaltet einen Erinnerungswürfel für die/den Verstorbene/n nach eigenen Vorstellungen. Der Würfel verbleibt so lange in der Klasse, bis die Gemeinschaft entscheidet, dass er für eine begrenzte Zeit (maximal ein Jahr) in der Vitrine in der Eingangshalle der Schule aufgestellt werden soll. Das Foto des Würfels wird dann in das sich ebenfalls in der Vitrine befindende Erinnerungsbuch überführt. Zudem wird ein Erinnerungsstern mit dem Namen der/des Verstorbenen versehen. Dieser findet seinen Platz in dem Erinnerungsbaum auf den Schulhof.


Das Erinnerungsbuch hat einen geschützten Platz in der Vitrine und kann auf Wunsch jederzeit eingesehen werden.





Welche Angebote kann eine fachliche Unterstützung der Schule machen?

Im Todesfall wird die Schule manchmal zur Hauptanlaufstelle für die Eltern. Lehrerinnen und Lehrer und Therapeutinnen sind angesichts der Trauer sprachlos und benötigen Unterstützung. Der Arbeitskreis entwickelte gemeinsam mit Pfarrer Hojenski ein Konzept für eine Trauerfeier in der Schule unter professioneller Begleitung und erhielt von Herrn Soyhun und Frau Aktas viele Informationen über Trauerrituale im islamischen Glauben.

Kommentare 1

  • Danke an den AK Abschied und Erinnerung für diese tolle Broschüre und die wirklich guten Anregungen und Materialien. Das hilft wirklich sehr!